So wüten Klau-Banden in Supermärkten – Kunden zahlen die Zeche
Der Einzelhandel schlägt Alarm: Immer mehr organisierte Diebesbanden sorgen für massive Verluste in deutschen Supermärkten. Verkäufer sind zunehmend verängstigt, weil sie kaum noch gegen die Täter vorgehen dürfen. Gleichzeitig zahlen Kunden die Rechnung – im wahrsten Sinne. Denn die Kosten für gestohlene Waren und Sicherheitsmaßnahmen landen über höhere Preise auf dem Kassenbon. Eine neue Studie des EHI Retail Institute zeigt nun das ganze Ausmaß der Krise.

Das Wichtigste in Kürze
- Organisierte Klau-Banden plündern gezielt Supermärkte
- 2024 verursachte Ladendiebstahl Schäden in Höhe von 4,95 Mrd. Euro
- Ein Drittel der Verluste geht auf das Konto professioneller Tätergruppen
- Personal darf oft nicht eingreifen – aus Angst vor Gewalt
- Kunden zahlen im Schnitt 1,50 € pro 100 € Einkauf für Diebstahl und Sicherheit
Warum müssen Kunden für Ladendiebstahl bezahlen?
Weil die Verluste durch gestohlene Waren und zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen auf die Verkaufspreise umgelegt werden – im Schnitt 1,5 % des Umsatzes.
Organisierte Klau-Banden bedrohen den Handel
Immer mehr Supermärkte in Deutschland werden Opfer von professionell organisierten Diebesbanden. Die Täter gehen nicht spontan oder vereinzelt vor – sie handeln gezielt, planvoll und oftmals in Gruppen. Besonders betroffen sind große Handelsketten mit Selbstbedienungsbereichen und wenig Personal. Laut der aktuellen EHI-Studie entfallen rund 33 % aller erfassten Ladendiebstahlschäden auf diese Tätergruppen. Das Sicherheitsniveau steigt – doch auch die Gewaltbereitschaft der Kriminellen nimmt zu. Verkäufer berichten, dass sie sich nicht mehr trauen, Diebe anzusprechen. Teilweise gibt es von der Geschäftsleitung klare Anweisungen, sich zurückzuhalten. Der Grund: Die Gefahr von Eskalationen ist zu groß geworden.
Milliardenschäden durch Diebstahl im Einzelhandel
Die finanzielle Belastung ist enorm: Im Jahr 2024 summierten sich die Verluste durch gestohlene Waren auf unglaubliche 4,95 Milliarden Euro. Diese Zahl stammt aus der Studie „Inventurdifferenzen 2025“ des EHI Retail Institute. Damit gehört Ladendiebstahl zu den teuersten Risikofaktoren für den Einzelhandel. Doch damit nicht genug: Rechnet man noch entgangene Umsatzsteuer und Investitionen in Sicherheitsmaßnahmen hinzu, entsteht ein volkswirtschaftlicher Gesamtschaden von 7,3 Milliarden Euro. Diese Summe zahlt am Ende nicht der Dieb – sondern der Kunde.
SB-Kassen als Brennpunkt für Diebstähle
Besonders anfällig für Diebstahl sind laut Studie die Selbstbedienungskassen. Dort wird oft nicht vollständig oder gar nicht gescannt. Die Übersicht fehlt, Kontrollpersonal ist begrenzt und Täter nutzen gezielt diese Schwachstellen. Trotz Kameraüberwachung und Warensicherungen verschwinden zahlreiche Artikel. Beliebt bei Dieben sind kleine, teure Produkte, die sich leicht verstecken lassen. Dazu gehören Tabakwaren, Alkohol, Rasierklingen und Energydrinks. Diese Artikel machen einen großen Teil der Verluste aus – und sie stehen regelmäßig ganz oben auf den internen Warnlisten des Sicherheitspersonals.
Rechtliche Konsequenzen bleiben meist aus
Ein weiteres Problem: Polizei und Justiz greifen selten durch. Rund 70 % der ertappten Diebe sind Wiederholungstäter, doch viele Verfahren verlaufen im Sande. In der Praxis wird kaum jemand verurteilt, obwohl die rechtliche Grundlage streng genug wäre. Für gewerbsmäßigen Diebstahl sieht das Strafgesetzbuch Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren vor. Doch in der Realität wird diese Strafe kaum angewandt. Laut EHI-Sicherheitsexperte Frank Horst liegt das Problem nicht an fehlenden Gesetzen – sondern an der mangelnden Anwendung. Solange Diebstahl als Bagatelle gilt, bleibt die Abschreckung wirkungslos.
Verkäufer in Angst – und ohne Schutz
Viele Mitarbeiter im Einzelhandel fühlen sich von ihrem Arbeitgeber und vom Staat im Stich gelassen. Es gibt Läden, in denen ein Eingreifen bei Diebstahl ausdrücklich untersagt ist – aus Sicherheitsgründen. Die Täter werden immer aggressiver, das Risiko für körperliche Auseinandersetzungen steigt. Betroffene berichten von Drohungen, Einschüchterung und sogar Übergriffen. Die Folge: ein Klima der Angst, das die Arbeit im Einzelhandel massiv belastet. Während die Täter oft straflos bleiben, müssen Verkäufer mit dem psychischen Druck umgehen – und manchmal sogar zusehen, wie ganze Einkaufswagen gestohlen werden.
Am Ende zahlt der Kunde die Zeche
Der wirtschaftliche Schaden betrifft nicht nur den Handel – sondern auch die Kundschaft. Denn alle Kosten, die durch Ladendiebstahl und Sicherheitsmaßnahmen entstehen, werden auf die Produktpreise umgelegt. Laut EHI-Studie macht dieser Anteil rund 1,5 % des Umsatzes aus. Das bedeutet: Wer für 100 Euro einkauft, zahlt davon im Schnitt 1,50 Euro nur für Verluste durch Diebstahl und deren Vermeidung. Damit tragen Verbraucher direkt die Folgen der kriminellen Aktivitäten – ohne es vielleicht zu bemerken. Es ist eine stille Umverteilung, die den Alltag vieler Menschen belastet.
Fazit
Ladendiebstahl ist längst kein Bagatelldelikt mehr. Organisierte Banden verursachen Milliardenverluste, setzen Verkäufer unter Druck und erhöhen die Preise für alle. Solange Polizei, Justiz und Politik nicht konsequenter handeln, bleibt das Problem bestehen – und die Kunden zahlen weiter die Zeche. Jetzt ist entschlossenes Handeln gefragt.